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The place I used to live

Alles hat diesen sinnlichen Beigeschmack von Zerfall. Bitterkeit zersetzt sich in diesen Lücken, in die sich früher Füllwörter gezwängt haben. Das Wasser schmeckt nach Kalk, das Tofu-Schnitzel nach Blut und di Tränen nach ätzender Magensäure. Jede Silhouette, der ich begegne, scheint diese manieristisch-kantige Kontur einer Schiele-Zeichnung zu haben, gliedrige Skelett-Hände, die in Gebärden mit der Ewigkeit kommunizieren. Alles wirkt endlich, selbst die Kindheitsillusion nach Michael Ende, denn Bücher und Geschichten enden, wenn man das Buch zuschlägt und sie verwirft und sich früher oder später ebenso das Papier zum selben 'Dünger für die Blumen' auflösen wird, wie es auch "der Käpt'n" Keating sagte, der jetzt selbst in den ewigen Jagdgründen Indianer spielt.
"The place I used to live made me feel like a tourist/ I couldn't coexist with the cold and suspicious". Touristen-Dasein trifft's irgendwie.
Nach Jos Tod habe ich aufgehört Gitarre zu spielen. Es hatte damals eine Meta-Bedeutung von Ehrfurch, Anteilnahme und ist vielleicht auch eine eigensinnige Art gewesen, Kondolenz auszudrücken. Auf etwas zu verzichten, was einem einmal viel bedeutet hat und wahrscheinlich auch eine große Portion Selbstschutz, jedes Mal in Tränen auszubrechen bei der Ausführung. Es hätte sich aber auch in anderen Formen durchsetzen können: Ich hätte das Schreiben aufhören können. Oder das Zeichnen. Oder das Atmen.
Es ist kein Akt der Selbstlosigkeit. Es ist nur das geringste Übel des Egoismus. Des Abschieds.
Touristen-Da-sein. Dort oben im Himmel wird mir keiner glauben, wo ich schon überall war. Und an den Stränden der Hölle ist es so wohlig warm.