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Blog-Archiv

This Must Be The Place

Oder es hat dann schlicht am Ende 
um zu brennen nicht gereicht
Doch auch wenn man Feuer löscht bleibt noch die Glut
und schlussendlich Kohle
Heisskalt - Bestehen 
Wie Nierensteine schleppte ich diese Kohle mit mir herum und eigentlich frage ich mich, warum ich den Menschen, den ich mehr als alles andere jemals in meinem Leben geliebt habe, nicht mehr lieben kann/will/soll/muss. Oder ob plötzich das Wort 'lieben' das Hilfsverb geworden ist und 'Können' das Subjekt. Du hast gesagt, du trinkst nicht mehr. Aber weniger trinkst du auch nicht. Ich habe gesagt, ich esse, und im Geiste haben wir wohl die Sucht mehr geliebt als alles andere. Folie a deux. // Wir hatten die schönste Zeit im Superlativ. Thees Uhlmann-Texte betrunken vor einem Deich an der Nordsee im Kofferraum analysieren, zu Räucherstäbchen, Dornfelder, und in die Dunkelheit zugezogener Vorhänge und floraler Bettwäsche von IKEA. Was Thees mit seinen 17 Worten meinte, weiß ich bis heute nicht, aber deine 17 Worte, dass "du mich auf ewig lieben und nie verlassen wirst, und nichts auf Erden dies jemals ändern wird", haben die Ewigkeit wohl doch anders ausgelegt. Und es brenntundesbrenntundesbrennt. Wir haben Schattentiere im Licht des Dortmunder U's auf das Autoblech gezeichnet und das mit dem Rave nicht ganz so ironisch genommen. "Jede Stunde Schlaf, um die wir uns gebracht haben, aufteilen." Auf der Insel vom 'Guggisee' Bohnen mit Mais über Bierdosenfeuer gekocht und zumindest den Versuch gewagt, die Sterne zu zählen. "Der Asphalt noch warm und oben über uns malt jemand Bilder in die Nacht für uns beide" 6 Portionen Pommes in 2 Tagen haben ein großes Loch in unsere Reisebrieftasche gerissen, hingegen das Ketchup 'schwäbisch' gespart und diebisch erbeutet. Die 50ct-Postkarten gegeizt und einfach die beschriebene Konzertkarte geschickt. Sämtliche Versionen von This Must Be The Place konsumiert: Das Original von den Talking Heads, das Cover von David Byrne selbst, von Arcade Fire, von Gloria, und schließlich das von Trevor Green. "Lass es an meiner Beerdigung spielen", habe ich dir zugeflüstert, "und lass all die Postkarten statt Blumen auf das Grab rieseln." Über die Sinnigkeit von Postkarten haben wir philosophiert: Andere wissen lassen, wo man sich befindet, aber nicht, wo das Ziel ist? Von "zu Hause" schreiben wir keine Postkarten. Aber ohne Relation wissen wir nicht, woran wir sind, sagtest du. Ohne Vergleich, ohne Maßstab oder Statistik könnte alles 'dein Zuhause' sein. Wir meinen, wir kennen uns mit Lokalfarben aus, aber alles zeigt sich uns in impressionistischer Erscheinungsfarbe. Wie wir aufwachsen und Eindrücke auf uns abfärben, selbst Graustufen und Schwarz Weiß ist nicht absolut, wenn es auf das innere Prisma trifft. Schwarz, so erzählt man uns immer im GeKb- und Darstellungs-Unterricht, ist eine Zusammenmischung aller Farben. Die Kakophonie, die wir "buntes Grau" nennen. Wir lernen andere Farben kennen, wenn wir alles auf Anfang im Weißabgleich setzen; exotische und konservativ-braune, und homogenetisch-homogene-homosexuell-bunte; Metallische Edel-Verkeidungen wie vermeintlich golden schimmerndes Gelb; Pastell-Töne als Sanftheit und Weißaffäre einer jeden pigmentierten Mischung; verdunkelte, wenn aus Versehen zu viel Schwarz aus der Tube kam. Das kunsthistorisch romantische Abbild des Seelenzustandes a la 'CDFriedrich' als Wanderer über dem Nebelmeer. Leci n'est pas un pipe. Und Liebe wohl auch nicht.



Katharsis

Ein bisschen überreagieren - amorisierender Trennungsschmerz. Um den überwältigenden Schmerz und Gefühlsüberdruss der letzten Wochen zu überkommen und das erbarmungslose Verzweiflungs- und Verlustgefühlschaos zu kompensieren, verschenke ich mein Herz jeden Tag neu: Verliebe mich in den Postboten, der mich anlächelt, wenn er mir die bunten Rechnungsumschläge in die Hand drückt. In den Kerl neben mir an der Ampel mit einem subtilen Hauch von Aftershave und Hygieneartikeldünsten. In die Mittzwanzigerin, die den Kippenstummel aufhebt, nachdem sie zu Ende geraucht hat. In Chris von FJØRT mit dem mega Bart, der mir heute Abend die aufgerauhte Haut mit feuchtigkeitsspendender Spucke therapiert. In den Typen, der mir mehr Trinkgeld gibt, als er überhaupt trinkt.
Man verliert Menschen nicht - man findet sie nicht in der Sofaritze zwischen einem Snickers und den verlorenen Fernbedienungsbatterien. Man lebt sich auch nicht auseinander, wenn man nie beieinander war. Das ist wie der Witz, bei dem sich zwei Parallelen treffen. Und die Pointe war irgendwie auch schon lange vorbei, bevor wir überhaupt lachen konnten. Wenn Menschen sterben, so habe ich festgestellt, gehen sie und bleiben, denn sie wurden nie gefragt. Aber wenn Menschen einvernehmlich aus deinem Leben treten, verlassen sie dich wirklich, weil sie sich dafür entschieden haben. So zumindest die These. Ganz wie das Gefühl, wenn die Liebesbeziehung zwischen Whatsername und Jesus of Suburbia fast plötzlich mit dem Satz Forgetting you but not the time nachhaltig ausklingt.
Manchmal ist man offenbar nicht genug, um jemanden zum Bleiben zu bewegen.Wenn sich die vermeintliche Liebe  als Todgeburt herausstellt - und du alleine hast sie abgetrieben. Undruchdringbare, unnachgiebige Dunkelheit, gegen die man läuft. Nur die Nacht scheint dunkler und fester zu sein als die Luft, die dich nährt. Lange genug in die narkotisierende Luminanz des Mondes schauen, bis ein zweiter Mond über das getrübte Firmament und die Netzhaut tanzt. Ein Falschbild oder doch nur das schlechte Gewissen, wenn ich dich jetzt ansehe und aus Scham auf die neutral weiße Wand neben deinem Gesicht schaue und sich mir all die Farbkreise aufzeigen, die die letzten zwei Jahre geprägt haben. Schwarz vor Augen und komplett irregeführt komme ich immer wieder zurück.

http://youtu.be/iqtaezwZBpc