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Gezeiten

Meine Stimmbänder sind auf Kontraktion, sie drohen zu zerbersten; alles in mir ist wie auf einer Streckbank auf Anschlag gespannt, doch kein Laut entflieht meiner Kehle. Schlucken wird zur Qual, denn dieses Geschwülst hält mich davon ab, noch ein Wort mehr in sich aufzunehmen, was überfällig ist. Und plötzich schnalzt es heraus, wie ein zu lange angespanntes Gummiband, dem man keinen Widerstand mehr bieten konnte, und alles zerbricht in Scherben, wie eine Kettenreaktion fällt ganz New York in sich zusammen, weil zwei Türme bombadiert werden.
Das Meer folgt dir - nach der Ebbe kommt die Flut. Nach meinem Schweigen zerschellt alles, was jemals einem Echo Resonanz bieten konnte; sowohl Zukunft, als auch Gegenwart, als auch Vergangenheit. Schau nicht zu weit, schau nicht zurück. Wäre ich dir bloß zum Meer gefolgt und hätte nicht auf halber Strecke aufgegeben. Alles steht still. Forgetting you, but not the time.
Das Meer folgt dir, sowie die Sonne dem Mond folgt. Und der Tag wird die langen Nächte auch wieder ablösen. Die alkoholgetränkten, ausgebluteten Nächte, deren Küste im Matsch verschwimmen. Es wird früher dunkel und später hell.


How many times have people used a pen or paintbrush because they couldn’t pull the trigger? 
Virginia Woolf, Selected Essays